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Kinder – Trauma – Eltern – Recht
Fachtagung am 5. Juni 2009


Die Diskussion von Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen ermöglichte die Formulierung von vielseitigen Fragestellungen und den Versuch von unterschiedlichen Antworten zum Thema Kinderschutz.

Die Bereitschaft eines hervorragenden offiziellen Vertreters der Hamburger Justiz, Vize-Präsident OLG Möller, auch in diesem Rahmen noch Rede und Antwort zu stehen, ergab allgemein die Möglichkeit, Schwierigkeiten zu bekennen und gelegentliches Unverständnis zu äußern mit gerichtlichen Verfahren, in denen traumatisierten Kindern nicht nur nicht geholfen, sondern auch noch weiteres Leid zugefügt werde.

Demgegenüber war auf die Schwierigkeit der rechtlichen Güterabwägung hinzuweisen und auf die Lernbedürftigkeit und Lernbereitschaft der Gerichte. Von meiner Seite richtete ich den Appell an die beteiligten Fachdisziplinen, dass gerichtliche Regelungen, gerichtliche Entscheidungen substanziell davon abhängigen, wie fachliche Vertreter - als Sachverständige, Verfahrensbeistände, Juristen, aber auch als Aussteller von Bescheinigungen und gutachterlichen Stellungnahmen - die jeweilige Kindeswohlsituation und die Gestalt und das Gewicht erlittener Traumata formulieren und einbringen.

Von Jugendamtsseite erging im Hinblick auf die zum 01. September 2009 anstehenden Gesetzesänderungen und die Herausforderungen an die Praxis der Zusammenarbeit der Appell auf die Erarbeitung einer neuen Kultur, eines neuen Miteinanders von Jugendamt und Justiz.

Gefragt wurde weiter nach der Möglichkeit fachlicher Unterstützung durch psychiatrische Fachkräfte im beschleunigten Kindschaftsverfahren über traumatisierte Kinder.

Dr. Krüger nahm die Gelegenheit wahr, sein Projekt „Ankerland eV“ vorzustellen, welches solche Ressourcen schaffen kann, aber noch erhebliche Mittel für eine flächendeckende Versorgung benötigt. Die Begleitung von traumatisierten Kindern in Kindschaftsverfahren ist denkbar und so auch angestrebt.

Prof. Salgo verwies auf das englische Modell des „child interrogator“, der die wichtige kindergerechte Ermittlung von Sachverhalten und insbesondere von Traumatisierung, ihren Ursachen und ihrer Gestalt leisten soll.

Hamburg, 19. Oktober 2009
Rudolf von Bracken